Unter den Braunschweiger Karnevalsumzug “Schoduvel” haben sich am Sonntag (7.2.2016) Aktivisten der NPD-Jugendorganisation »Junge Nationaldemokraten« (JN) gemischt und ein Transparent mit der Aufschrift “Unsere Zukunft. Dann weiter so. Wehrt euch. JN/BS” gezeigt.

Die teilweise mit schwarz geschminkten Gesichtern und “Afro-Perücken” verkleideten Neonazis liefen hinter dem Motivwagen »Zirkus Malam« von der Sonnenstrasse bis zum Anfang der Görderlingerstrasse im Umzug mit. Dort wurde sie schließlich von Mitarbeitern eines Sicherheitsdienstes aus dem Umzug entfernt. Insgesamt waren ungefähr 10 bis 15 JN-Anhänger*innen beteiligt. Vier trugen das Transparent weitere filmten die Aktion und “sicherten” sie von außerhalb des Umzuges ab. Später entrollten die Neonazis ihr Transparent noch vor der Filiale eines Kleidungsdiscounters an der Sonnenstrasse. Beteiligt an der Aktion waren unter anderem die JN-Aktivist*innen Sebastian Weigler, Sina Ipse, und Felix Hauschild.
In der Übertragung des “Shoduvel” im NDR ist das Transparent kurz zu sehen (Hier im NDR-Livemitschnitt, ab Minute 0:52).
JN-Transparent bei Flashmob gegen sexualisierte Gewalt

Einen Tag zuvor, am Samstag, den 6.2.2016, entrollte eine Gruppe von vier JN-Aktivisten auf dem Kohlmarkt bei einer Flashmob-Aktion unter dem Motto “Nein heißt Nein” der »Frauen- und Mädchenberatungsstelle bei sexueller Gewalt e.V.« ein Transparent mit der Aufschrift “Rapefugees go home JN/BS”. Beteiligt waren unter anderem die beiden JN-Mitglieder Sebastian Weigler und Lasse Richei. Mit dabei war auch der Bodybuilder und Kampfsportler Pierre Bauer, der in diversen Youtube-Videos auch als “Pierre Filipovic” auftritt. Laut JN sollen ein Antifaschist versucht haben den Neonazis das Transparent zu entreißen, dies sei aber “unverzüglich und konsequent abgewehrt” worden.
JN-Anhänger bei BRAGIDA
Sowohl Richei als auch Filipovic nahmen am Montag (8.2.2016) an der Versammlung von BRAGIDA teil (wie auf diesem Foto zu sehen). Am Rande der Versammlung bedrohte Pierre Bauer Gegendemonstrant*innen. Daraufhin wurden seine Personalien von der Polizei kontrolliert. Kurze Zeit später sollen die beiden mit weiteren Neonazis vor dem Jugendtreff SUB der Jugendorganiation »Die Falken« am Bohlweg aufgetaucht sein und Besucher*innen des Treffs durch die geschlossene Glastür bedroht haben. Am darauffolgenden Tag griffen zwei Personen einen Mitarbeiter der Falken an, nachdem dieser beobachtet hatte, wie sie neonazistische Aufkleber an die Eingangstür des SUB am Bohlweg verklebt hatten (siehe Pressemitteilung der Falken). Bei den mutmaßlichen Angreifern soll es sich ebenfalls um die zwei JN-Anhänger gehandelt haben.
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Zum Thema der Instrumentalisierung von sexualisierter Gewalt durch Neonazis hier ein paar Links:
- Handreichung der Amadeu-Antonio-Stiftung: “Das Bild des übergriffigen Fremden – wenn mit Lügen über sexualisierte Gewalt Hass geschürt wird”
- AIB, 11.04.2014: “Extrem rechter Frauenhass und neonazistische Gewalt. Eine potenziell tödliche Mischung”
- Apell: “Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall. #ausnahmslos”